Presseerklärung vom 4.4.2017

Presseerklärung vom 04.04.2017

Der Ort Carzig soll von Windrädern umstellt werden. Bereits jetzt kann man je nach
Himmelsrichtung auf bis zu 25 Windräder schauen. Aktuell werden einige davon „repowert“,
d.h. sie werden wirtschaftlicher gemacht indem man sie aufgestockt. Die künftige Höhe wird
über 200 Meter betragen. Schon jetzt ist die Silhoutette, egal von wo man kommt, eindeutig
von Windkraft geprägt. Hier wohnen keine Windkraftgegner. Wohl aber Brandenburgerinnen
und Brandenburger, die ein Recht auf Lebensqualität haben und die es für sich und ihre
Kinder verteidigen werden. Denn: es soll noch schlimmer kommen. Die Regionale
Planungsgemeinschaft Oderland-Spree hat in der Fortschreibung des sachlichen
Teilregionalplanes „Windenergienutzung“ vom 31.01.2017 weitere in der Nähe von Carzig
liegende Bereiche zu sog. Windenergieeignungsgebieten ausgewiesen.

Dadurch ist die Lebensqualität der Carziger BürgerInnen massiv bedroht. Menschen, die
bewusst einen dünn besiedelten und nur wenig industrialisierten Landstrich für ihr Leben
angewählt haben, sehen auf Jahrzehnte einer massiven Gesundheitsgefährdung durch
Infraschall, optische Unruhe und nachhaltige Veränderung des Landschaftsbildes entgegen.
Werden insbesondere die Windenergieeignungsgebiete 10 und 19 (vgl. Festlegungskarte
des sachlichen Teilregionalplanes) tatsächlich mit Windrädern bebaut, so schauen die
EinwohnerInnen Carzigs, Mallnows, Lebus ́ und Podelzigs bald auf Wände aus rotierenden
Propellern. Schon jetzt sind die Veränderungen der Landschaft weit vorangeschritten. Die
verheerenden Folgen für Zugvögel und Fledermäuse werden in den selbst vorgenommenen
Einschätzungen der Regionalen Planungsgemeinschaft als irrelevant abgetan.
Landschaftsschutzgebiete werden von Amts wegen kurzerhand aberkannt. Gesetzliche
Regeln gehen entweder an der Lebenswirklichkeit der BürgerInnen im ländlichen Raum
vorbei, oder sind oft so formuliert, dass vermeintliche rechtliche Hürden von
Energieerzeugern leicht umgangen werden können. Da in den Gemeindevertretungen
zudem oft Landeigentümer sitzen, die ihre Flächen an Windkraftbetreiber verpachten,
werden die Bürger somit weder von ihren gewählten Vertretern, geschweige denn von der
Landespolitik wirksam vor der weiteren „Verspargelung“ ihres Lebensraumes geschützt. Das
landespolitische Ziel, 2 Prozent der Gesamtfläche für Windernergienutzung bereit zu stellen,
soll dabei auf dem Rücken jener umgesetzt werden, deren Lebensräume schon jetzt
überformt sind von Windrädern. Regionalplaner würden in einer „vorbelasteten Landschaft“
am ehesten weitere Windräder genehmigen.

Dagegen wollen Carzigerinnen und Carziger jetzt vorgehen: mit Widerspruch, offen
geäußertem Protest und nötigenfalls auch auf juristischem Wege. Die Herstellung von
Öffentlichkeit und Transparenz ist uns dabei ein wichtiges Anliegen.

Wir rufen alle von der Regionalplanung Windkraft betroffenen Gemeinden auf, sich gegen
weitere Anlagen zu wehren. Von der Landesregierung fordern wir Schutz vor weiteren
Belastungen. Brandenburg darf nicht weiter an dem 2- Prozent- Ziel festhalten, denn der
Ausbau von Windenergie zieht den Ausbau von Stromtrassen nach sich und wird unser
Bundesland weiter verschandeln.

Stefan Hellert, Carziger

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